Die Książnica Pomorska in Szczecin (Pommersche Bibliothek in Stettin) ist die größte geisteswissenschaftlich ausgerichtete Bibliothek in der polnischen Wojewodschaft Westpommern und pflegt die Schwerpunkte Gesellschaftswissenschaften, Pomeranica, Skandinavistik, Germanistik und Schifffahrtskunde. Sie erfüllt die Aufgaben einer pommerschen Zentralbibliothek in Polen sowie die einer öffentlichen Wojewodschaftsbibliothek und ist eine Institution der regionalen Selbstverwaltung. Die Bibliothek übernimmt die Aufsicht über das Netz von 180 Bibliotheken der Selbstverwaltung in der Wojewodschaft.

Aufgrund der reichen Ausstattung mit Medien (ca. 1.5 Mio. Bucheinheiten, Zeitschriften und Spezialsammlungen) stellt die Pommersche Bibliothek einen wichtigen Arbeitsplatz für die Stettiner wissenschaftliche Gemeinschaft dar. Aber auch dem an der Geschichte Pommerns interessierten bietet sie viele Schätze.

Die Anfänge als Stadtbibliothek Stettin

Die Anfänge der Pommerschen Bibliothek in Stettin reichen zurück bis in das Jahr 1905, als sich in den in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts umgebauten Räumen des Gymnasiums der Sitz der neugegründeten Stadtbibliothek Stettin befand. Ihre Entwicklung verdankt sie Dr. Erwin Ackerknecht, der sie in den Jahren 1907 bis 1945 leitete. Sein herausragendes Verdienst war es, auf dem Gebiet des heutigen Westpommerns die kostbaren Büchersammlungen zusammenzuführen.

Unter den nahezu 200 000 Bänden befanden sich Buchsammlungen aus Schulen, Kirchen, Vereinen und wissenschaftlichen Zirkeln sowie Schenkungen aus Stettin und seiner Umgebung. Hervorzuheben sind hier die Friedrich-Wilhelm-Schule, das Pommersche Landesmuseum, die kirchliche Bibliothek Stettins, die Stettiner Freimaurerloge „Zu den drei Zirkeln“ sowie die Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde.

Dank Ackerknecht entstanden in der Stadtbibliothek u.a. die Musikalienbücherei (1913), die Zentrale für Volksbüchereien (1919), die Volksbücherei, die Volkshochschule und die Pommersche Landeswanderbücherei und die Staatliche Büchereischule. Er begann auch die Bibliothekszeitschrift „Bücherei und Bildungspflege“ herauszugeben.

In den dreissiger Jahren schränkten die Nationalsozialisten die Tätigkeiten der Bibliothek ein. Für einige Zeit auf seinem Leitungsposten vertreten, kaufte Erwin Ackerknecht Materialien für das von ihm gegründete pommersche Biographische und Ikonographische Archiv sowie für die Organisation zahlreicher Ausstellungen.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden die wertvollsten Sammlungen zum Schutz in verschiedene Orte auf dem Gebiet Pommerns verbracht. Durch Bombardierung im Jahr 1944 erlitt das Bibliotheksgebäude Teilschäden.

Die Nachkriegsjahre – Die Stadtbibliothek Szczecin

Am 12. Juli 1945 nahm die Stadtbibliothek als erste polnische Bücherei im zerstörten Stettin ihre Tätigkeit wieder auf. Ihr Direktor wurde Edward Kiezeweter. Die Räumlichkeiten befanden sich in sehr stark verwüstetem Zustand. Man begann die Folgen des Krieges systematisch zu beseitigen, die Büchersammlungen zu ordnen und die geretteten, aber verstreuten Sammlungen zu übernehmen. Darunter befanden sich Teile der Bibliothek des Stettiner Marienstiftgymnasiums, in welchem Reste der Kamminer Bischofsbibliothek, der Stettiner Bibliothek der Pommerschen Herzöge sowie der Bibliothek des Stargarder Gymnasiums Groeningianum aufbewahrt wurden. In dieser befand sich wiederum die Bibliothek der Marienkirche. In den Jahren 1946-1951 wurde aufgrund politischer Entscheidungen ein Teil der wissenschaftlichen Sammlungen anderen wissenschaftlichen Bibliotheken in Polen zur Verwahrung übergeben.

Die Pommersche Bibliothek

Über mehrere Zusammenschlüsse und Erweiterungen der Aufgaben wurde aus der Öffentlichen Bibliothek 1965 eine Wissenschaftliche Bibliothek, der seit 1969 ein Pflichtexemplar aller in Polen erscheinenden Druckerzeugnisse abgegeben werden muss. Aufgrund einer Vereinbarung von sieben Wojewoden der Region Pommern wurde 1994 die „Wojewodschaftliche und Stadtbibliothek“ in die Książnica Pomorska (Pommersche Bibliothek) umgewandelt und erhielt neben einem neuen Statut den Beinamen des polnischen Aufklärers „Stanisław Staszic”. Die Pommersche Bibliothek besitzt heute drei Filialen.

Neben wissenschaftlicher, populärwissenschaftlicher und schöner Literatur erfreuen sich die spezialisierten Lesesäle grossen Interesses. Sie enthalten umfassende Sammlungen, die die Vergangenheit und Gegenwart Westpommerns dokumentieren, Handschriften und alte Drucke, ikonographische Kollektionen und Kunstwerke, Plastiken und Reproduktionen, kartographische Sammlungen, Dokumente des gesellschaftlichen Lebens und Normen, analoge Schallplatten und CD, Hör- und Blindenbücher, Bücher in Grossdruck, Datenbanken sowie bibliographische Information aus verschiedenen Wissensgebieten.

Im Jahr 2009 wurde die Westpommersche Digitale Bibliothek „Pomerania“ in Betrieb genommen. Sie ist die digitale Plattform des Westpommerschen Regionalen und Wissenschaftlichen Informationssystems, welches den online-Zugriff auf das historische und heutige nationale und kulturelle Erbe der Region ermöglicht und ihre Entwicklung dokumentiert.

Der Hauptkatalog der Pommerschen Bibliothek

Der Hauptkatalog der Pommerschen Bibliothek (Książnica Pomorska) in Stettin enthält bibliographische Beschreibungen der Sammlungen, die seit 1994 zum Bibliotheksbestand dazukamen. Gegenwärtig werden die älteren Bestände retrospektiv in den digitalen Katalog eingearbeitet, d.h. von den Katalog-Karteikarten werden durchsuchbare Bilder in den Online-Katalog gestellt. Sollte in diesem keine Beschreibung der gesuchten Position zu finden sein, dann kann vor Ort ist im Handkatalog (Karteikarten) nachzuschlagen. Die Suche im online-Katalog kann man durch eine Suche in Unter-Katalogen verschiedener Sammlungen einengen, indem die Option BAZY (Datenbanken) im Hauptmenü des Katalogs gewählt wird.

Die auf Deutsch übersetzte Suchmaske des Hauptkatalogs findet sich als pdf-Datei hier: Katalogübersetzungfarbig

Zugang zum online-Katalog

Der Zugang erfolgt unter der Adresse: http://aleph.ksiaznica.szczecin.pl/F?RN=227189603