Spätestens mit der Quizshow „Wer wird Millionär“ haben die Handbücher oder Lexika, die Wissenswertes oder nutzloses Wissen beinhalten, Konjunktur. Es macht mir Freude in diesen Büchern zu stöbern. Mal wird doch sehr interessantes Wissen vermittelt, mal aber auch Amüsantes.

Im Handbuch des nutzlosen Wissens Band 3 von Hans-Wilhelm Haefs (Weltbild Verlag 1986) wurde ich bei nachfolgendem Eintrag stutzig:

Grethe Kornstadt, bedeutende deutsche Schauspielerin zu Beginn der Tonfilmzeit, nannte sich passenderweise Dita Parlo. Beide Namen sind Formen aus den französischen Verben dire und parler (= sprechen).

Beim Namen Kornstadt oder auch Kornstädt werde ich immer hellhörig. So lautet der Familienname eines meiner Ahnen aus Stargard.

Dita Parlo

Bei Wikipedia wurde ich unter Dita Parlo fündig:

Dita Parlo wurde als Grethe Gerda Kornstädt am 4. September 1908 in Stettin geboren. (Die bei Wikipedia im Anhang zu findende Geburtsurkunde des Standesamtes Stettin besagt allerdings, dass der Geburtsname Gerda Olga Justine Kornstädt lautet – Link zur Urkunde beim Staatsarchiv Stettin ). Dita war eine ausgebildete Balletttänzerin. Sie spielte ihre erste Hauptrolle 1929 in dem Ufa-Film Melodie des Herzens an der Seite von Willy Fritsch. Nach den Erfolgen in Deutschland wurde Dita Parlo auch im französischen Filmgeschäft tätig. Daraufhin erhielt sie Engagements in Hollywood. Hier war sie allerdings nur mäßig erfolgreich. 1933 kehrte sie nach Frankreich zurück und agierte u.a. 1937 im Meisterwerk von Jean Renoir an der Seite von Jean Gabin Die große Illusion. Nach dem Weltkrieg kehrte Dita Parlo gezwungenermaßen nach Deutschland zurück, was das Ende ihrer Karriere bedeutete. Sie starb am 13. Dezember 1971 in Paris. (Ein Foto des Grabsteines findet man ebenfalls bei Wikipedia).

In der Geburtsurkunde von Gerda Olga Justine Kornstädt sind als Eltern aufgeführt:
Vater: Max Friedrich Robert Kornstädt; Mutter: Charlotte Constanze Klarmann.

Max Friedrich Robert Kornstädt war in Stettin bei der Eisenbahn beschäftigt. In der Geburtsurkunde seiner Tochter wird er als kommissarischer Eisenbahnassistent bezeichnet.

In meinem Archiv der in Pommern vorkommenden Kornstädts wurde ich ebenfalls fündig: Max Friedrich Robert Kornstädt, geb. 13.09.1881 in Stargard (Seelenregister Stargard).  Eltern: Friedrich Robert Kornstädt, geb. 21.12.1854 in Wittichow (KB Wittichow) und Justine Soth oder Voth, geb. 10.01.1856 in Wittichow (KB Wittichow)

Großeltern: Carl Friedrich Kornstädt, geb. um 1810 in Wittichow; Hanna Louise Manske, geb. um 1813 in Klützow

Urgroßeltern: Johann Friedrich Kornstädt, geb. um 1787, gest 28.09.1854 in Wittichow.

Eine verwandtschaftliche Beziehung zu meinem Spitzenahn Kornstädt in Stargard konnte ich bislang noch nicht herstellen können.

Bei Wikipedia ist noch folgender Schlussabsatz zu lesen:

Im Jahr 1992, mehr als 20 Jahre nach ihrem Tod, nahm die Popsängerin Madonna, Dita Parlo als Inspiration und nannte ihr Alter Ego in dem Skandalbuch SEX sowie in dem Song Erotica Dita. Auch Dita van Teese, eigentlich Heather Renee Sweet, verwendet Dita Parlos Vornamen als Hommage in ihrem Künstlernamen.

Dita Parlo
Dita Parlo

 

Christian Hell, September 2015

 

 

3 Gedanken zu “Handbuch des nutzlosen Wissens oder wer war Dita Parlo?”

  • noch eine kleine Ergänzung zu Wikipedia:
    ich meine hier speziell die Eintragungen zu DITA PARLO. Seit 2005 habe ich hier (und auch auf anderen Seiten, die als Quellen genannt sind) die seltsamsten Dinge gelesen, wie z.B. “Grethe Gerda Kornstedt, geb. 1906, Stummfilmstar aus Weimar…Daughter of a forest ranger…”usw.
    Da immer wieder “Aktualisierungen” stattfinden, muss man ständig dranbleiben. Irgendwann könnte ja alles richtig und vollständig sein…und wenn man dann noch bei fr.wikipedia.org/wiki/Dita_Parlo nachschaut…

    Also:
    Vorsicht bei Recherchen nach Personen im www
    und immer Quellen kritisch mit einbeziehen

    …und herzlichen Dank an die Historiker von sedina.pl

  • Ich stimme in der Ansicht von Herrn Kornstädt überein, dass Wikipedia nahezu gleichzusetzen ist mit Halbwissen und Unfug. Insofern muss man skeptisch an die Eintragungen herangehen, auch wenn es im Artikel nicht genügend zum Ausdruck kommt. Mir ging es anfänglich darum, überhaupt Zugang zur Thematik “Dita Parlo” zu erhalten. Meine weiteren Nachforschungen liegen ausserhalb von Wikipedia, bin aber noch nicht weiter gekommen. Dass ich jetzt direkten Kontakt zur Familie Kornstädt habe, ist für mich sehr erfreulich. Und ich habe die Hoffnung, meine Informationen ergänzt zu bekommen.

  • Hallo Herr Hell,
    ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit der Dita Parlo, die unserem Familienzweig zuzuordnen ist. (Wikipedia = Halbwissen und Unfug).
    Nach Sichtung verschiedener Unterlagen meines verstorbenen Vaters und seines Vetters, sowie weiterer entfernt verwandter Familienforscher scheint unsere Linie bis zurück zu Johann Kornstädt (*1787 +1854) / Anna Prilipp (*1786 +1863) einschließlich einzelner Nebenlinien ziemlich vollständig zu sein. Es wurden auch verschiedene Einzelfamilien festgestellt, die nicht zuordenbar sind. Vielleicht ist was für Sie dabei. Wenn Sie Interesse haben, könnten wir unser Wissen abgleichen.
    Mit den besten Wünschen
    Jörg Kornstädt

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