Seit Jahren betreibe ich Familienforschung – aber Heidelberg war mein erster deutscher
Genealogentag.

Es gab: Zwei große Ausstellungsräume mit Ständen von genealogischen Vereinen und
kommerziellen Anbietern, viele Gelegenheiten Bücher und Zeitschriften zu
erwerben, eine kleine Posterausstellung und jede Menge Vorträge , teilweise drei
Präsentationen parallel – also genug zu tun und genug zu sehen.

Die Austellungen fanden Platz in der Heidelberg International School, ein Raum im
Erdgeschoss, einer in der unteren Etage (der hätte ein bisschen besser
ausgeschildert sein können) und waren dem Andrang vor allem am Samstag kaum
gewachsen. Bei dem schönen Wetter – Heidelberg verwöhnte mit einem goldenen
Herbst – konnte man sich aber auch zu Gesprächen auch nach draussen verziehen.

Die Vorträge fanden statt in den Räumen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, nur wenige Schritte von der Ausstellung entfernt.
Bei der Vielzahl an Vorträgen musste man sich entscheiden – und manches mal habe
ich dann auch die falsche Wahl getroffen, aber das ist wohl immer so. Auf zwei Vorträge, die mir besonders gut gefallen haben, möchte ich näher eingehen.

Der Vortrag von Prof. Udolph “Woher kommen und was
bedeuten unsere Familiennamen?” Absolut brillant und humorvoll – so machte das
Zuhören Spaß. Es lobte gedbas vom Verein für Computergenealogie und die Seiten
von Christoph Stoepel  zur Namenkartierung.
Auch Pommern wurde erwähnt, z.B. der Ursprung der Rattenfängersage, die
Ostsiedlung, und eine Karte zur Verteilung des Familiennamens Bulgrin, dieser Name lässt den ehemaligen deutschen Ortsnamen im Kreis Belgard weiterleben .
Eine originelle Herkunft hat der Familienname Himmelheber: Das war derjenige, der bei Prozessionen den Baldachin trug. Und wussten Sie was ein Nonnenmacher ist? Ein Tierkastrierer.
Da 15 Millionen Familiennamen in Deutschland polnischen Ursprungs sind, zeigte er
auch viele Karten mit Namensverteilungen in Polen, die auch über die Namensverteilung die Umsiedelung der Menschen von der polnischen Ostgrenze in die ehemals deutschen Gebiete nach dem Krieg belegten.
An seinem Stand auf der Ausstellung gab es nach dem Vortrag eine lange
Schlange .

Dr. Thekla Kluttig berichtete sehr informativ über die Bestände der Zentralstelle für
Genealogie in Leipzig und die Benutzungsbedingungen. Die Deutsche Zentralstelle
für Genealogie (DZfG) gehört zum Referat 33 des Staatsarchivs Leipzig.
Wichtige Bestände für die Familienforschung sind beispielsweise die Familiengeschichtlichen Sammlungen des Reichssippenamtes, des Vereins Roland Dresden und der Zentralstelle für deutsche Personen-und Familiengeschichte in Leipzig.
Im Bestand 21962 Reichssippenamt befinden sich zahlreiche Originalkirchenbücher
aus den ehemaligen deutschen Provinzen (auch Pommern), Bessarabien und der Bukowina sowie 16500 Kleinbildfilme von Kirchenbüchern.
Im Bestand des Roland (21957) enthalten ist der Gesamtkatalog der Personalschriften und Leichenpredigtensammlung, der vielleicht noch weiterhelfen kann wenn die Suche im
Gesamtkatalog deutschsprachiger Leichenpredigten (GESA) erfolglos bleibt.
Unter der Signatur 21940 findet sich die Ahnenstammkartei und unter 21936 die Ahnenlistensammlung.
Die Bestände in Leipzig können kostenfrei eingesehen werden, es wird aber um eine Anmeldung für den Lesesaal gebeten. Ein Großteil des Archivguts ist allerdings auch von der LDS verfilmt und kann in den genealogischen Forschungsstellen eingesehen werden.

Stellt man hingegen einen Rechercheauftrag , ist der natürlich kostenpflichtig und solche Nachforschungen sind auch nur bis zu einer Stunde Dauer möglich. Online-Findbücher sind in Vorbereitung , für die Militärkirchenbücher existiert bereits ein solches
Leider ist die Digitalisierung und online-Stellung von Archivalien bis auf weiteres nicht vorgesehen.

Abschließend berichtete Frau Dr. Kluttig noch über den großen Bestand an Adressbüchern in Leipzig, der aber dringend bestandserhaltende Maßnahmen benötigt. In Zusammenarbeit mit dem Verein für Computergenealogie (Dr. Kluttig gehört dem Vorstand des Vereins an) sind aber bereits 50 Adressbücher gescannt und online gestellt worden, ein wegweisendes Projekt, dem andere Archive hoffentlich bald folgen?

Bisher steht nur ein Vortrag auch online zur Verfügung: Clever Suchen von Timo Kracke.  Es wäre wünschenswert, wenn sich auch andere Vortragende anschließen würden.

Das Team vom Stadtarchiv Speyer hat ein schönes Fotoalbum erstellt bei Flickr 
und alle Tweets zum Genealogentag finden sie gesammelt auf der Twitterwall 

Insgesamt muss man dem Team, dass diese Veranstaltung geplant hat,  ein großes Lob aussprechen, es hat alles wunderbar geklappt – und das obwohl der LKW mit den Tischen für die Ausstellung im Stau hängengeblieben war . Und man muss auch die Betreuer von den Vereinen loben, die den ganzen lieben Tag lang  am Stand freundlich und kompetent Dutzende von Fragen beantwortet haben und selber vermutlich zu keinem Vortrag gehen konnten. Der Dank des Pommerschen Greifs gilt insbesondere dem Team der AGOFF, die unsere Flyer mit ausgelegt hatten und somit auch uns repräsentiert haben.

Neben den vielen Informationen, die man erhält, macht es einfach Spaß, sich den ganzen Tag mit Leuten zu unterhalten, die das gleiche Hobby haben und die Gesichter hinter den E-Mail Adressen kennen zulernen. Der Genealogentag 2014 wird in Kassel stattfinden vom 12.-14. September mit den Themen Glasmacher, Zuckerbäcker, Soldaten und Märchen. Planen Sie den Termin ein, es lohnt sich.

Margret Ott