Max Pechstein 1927 über Rowe – Rowy, Kreis Stolp. Hier verbrachte er ab dann fast alle Sommer bis zum Krieg.
“Heute ist Sonntag, und nach wie vor, ist es kalt, genau solch unfreundliches Wetter, wie die gesamte Zeit, welche ich nun hier oben an der Ostsee weile. So lächerlich, wie es klingt, ich friere ganz gehörig, und benutze bereits die warmen Wollsachen, welche ich für den Herbst mitgenommen habe. Doch trotz Sturm, Regen versuche [ich] in den Pausen zwischen den Regenschauern zu zeichnen, um mich mit der Landschaft vertraut zu machen. Es ist ein vergessenes Dorf, die Häuser zum Teil bis 130 Jahre alt, dachte nicht, daß es in gegenwärtiger Zeit, so etwas hier in Deutschland noch gäbe.

Die Dächer sind mit Schilfrohr gedeckt. Das über meinem Haus befindliche ist seit 1900 gedeckt, und hat noch keine Reparatur bedurft, ganz abgesehen davon setzt sich dunkles Moos auf das Rohr, und schafft einen reichen Eindruck in den großen Flächen der Dächer. Ebenso alt sind zum größten Teil die Bäume, welche sich herrlich naturgewachsen entwickelt haben. Die Grundstücke liegen frei durcheinander, es giebt keine Straßen, und [es] ziehen sich die Häuser bis ganz nahe an die Dünen, ich selbst wohne in einem solchen, sodaß wir in Badeanzug vom Hause aus in die See gehen .. Leider bin ich noch nicht fähig zu malen, da ich ja immer längere Zeit brauche wie Sie wissen, um mich erst vollzusaugen mit dem Erlebnis. Darum auch mein erneutes Aufsuchen ein und desselben Ortes .. vielleicht ist es auch ganz gut, wenn ich hier allein an einem Ort sitze, wo ich mich mit Vielem auseinandersetzen kann, ohne gestört zu sein. Die Entwicklung, welche ich durchmache zwingt mich, wenn auch mit Energien, so doch auch mit Bedacht zu arbeiten und hoffe ich dafür später einmal die Früchte in einigen Arbeiten zu ernten, welche ihre Stärke in sich tragen, welche von Dauer sind ..”

Quelle: http://www.kettererkunst.de/, dort auch eine Abbildung dieses Briefes mit der Zeichnung eines Fischerhauses.