“Auf in Richtung Sonnenuntergang”

1Wir lebten in Kuckelvitz, einem kleinen Dorf bei Trent auf der Insel Rügen. Wir, das waren meine beiden älteren Schwestern und meine Eltern und ich. Unsere Kate war schon sehr alt. Sie bestand aus einem langestrecken Schlafzimmer mit drei Betten, einem Zimmer, in dem wir wohnten und aßen und einer Küche, es gab einen großen porzellanbraunen Ofen, der vom Boden bis fast zur Decke reichte. In diesem Zimmer stand auch mein Bett. Nebenan, nur durch einen langen Flur getrennt, wohnte eine andere Familie. Insgesamt waren wir vier Familien im Haus. Ich kannte jeden Winkel in diesem kleinen Ort, manchmal durfte ich durch den Wald mit nach Trent zum Einkaufen gehen.

Als ich vier Jahre alt war, zog mein Großvater bei uns ein und auch eine Cousine, die nicht bei ihrem Stiefvater leben wollte. Damit wurde es ganz schön eng bei uns zuhause.

Ein Jahr später beschlossen meine Eltern, nach Amerika auszuwandern2., sie nannten es “das Land der unbegrenzten Möglichkeiten”. Jedenfalls war es wohl sehr weit weg, viel weiter weg als Trent. Sie hatten gehört, dass man hier leicht ein Vermögen machen konnte. Mein Großvater war ganz begeistert, er wollte unbedingt mitkommen und dieses Land kennenlernen. Meine Onkel versuchten ihn umzustimmen: „Du bist 65 Jahre alt und nicht bei bester Gesundheit. Bleibe hier, dieses ferne Land wird niemals dein Zuhause sein.“ Aber alles zureden half nichts, Großvater war nicht davon abzubringen. (mehr …)

“… ausgewandert nach Amerika”

Ein Beitrag von Jennifer Blaut

 

Wie war das damals? Wie haben meine Verwandten in Pommern gelebt? Wo haben Sie gelebt? Oma erzählte doch immer so gerne von Rügenwalde.

Schon seit langem war meine Neugier geweckt und zum Glück habe ich die Seite „Pommerscher Greif“ gefunden! Die Bücher aus dem Standesamt Palzwitz sind auch schnell zu finden und zu meiner Freude fand ich einige Einträge meiner Familie. Ich bin Jahrgang 1983 und das Lesen der Sütterlin-Schrift war für mich jetzt die größte Herausforderung. (mehr …)

Ein Roman vor dem Hintergrund der Familienforschung

Ein Beitrag von Karla Schmidt

 

Seit den 90er Jahren habe ich Familienforschung betrieben. In den Jahrzehnten ist, auch durch die Hilfe von Menschen aus diesem Verein, sehr viel Material zusammengekommen. Ordner über Ordner füllen die Regale und die Computerspeicher. Ich habe meine Familie auf eine Weise kennengelernt, wie es ohne diese Forschungsarbeit nie möglich gewesen wäre.

Es stellte sich die Frage aber mit der Zeit, was mit diesem ganzen Material eigentlich passieren könnte und sollte. Das Interesse von jungen Leuten für diese Forschungs-ergebnisse ist sehr häufig nicht – oder jedenfalls kaum – gegeben. Im schlimmsten Falle interessieren sie sich erst dafür, nachdem die jeweiligen Forschenden in der Familie gestorben sind und die ganzen Akten in den Papierschredder verschwunden sind.

Dabei ist genau die Schnittstelle zwischen Familiengeschichte und Weltgeschichte für das Verständnis der Gegenwart enorm wichtig. Unsere eigene Zeit lässt sich ohne die Sicht auf die Vergangenheit eigentlich gar nicht oder nur falsch verstehen. Die relevante Frage ist aber, woher wir das Wissen um die Vergangenheit beziehen. Vieles, was in die Geschichtsbücher Eingang findet, hat Dimensionen, die für den Übergang in persönliche Erkenntnisse so massiv sind, dass Lernende das Wissen auf Zahlen reduzieren und diese nach der Schule schnell vergessen. Wie kann man historisches Wissen so aufbereiten, dass es über das Faktische hinausreicht und Eigenwissen der Einzelnen wird? Die klassische Antwort auf diese Frage lautet: Erzählen. (mehr …)

 Polka, Palmen, Pomerode

 Polka, Palmen, Pomerode Neue Heimat Brasilien Doku 2018

Gerade noch  live auf Phoenix, schon auf youtube, neue Doku:

https://www.youtube.com/watch?v=IKAXxGMhmmc

Brasilien ist auch … Currywurst und Streuselkuchen. Im Bundesstaat Santa Catarina liegt die “deutscheste Stadt” Brasiliens: Wer in Pomerode unterwegs ist, staunt nicht schlecht. Gartenzwerge und Fachwerk – 70 Prozent der 32.000 Einwohner haben deutsche Vorfahren. Und einmal im Jahr geht die Post ab, wenn im Januar das Pommernfest mit Polka und Marschmusik gefeiert wird.

Die Dokumentation „Polka, Palmen, Pomerode“ entführt den Zuschauer in Brasiliens selbsternannte „deutscheste Stadt“. Ein eher unbekanntes „Tropenparadies“. Beim Pommernfest kommen mehr als 80.000 Menschen in das kleine Städtchen. Das nach deutschem Reinheitsgebot gebraute Bier fließt in Strömen, und die Besucher erleben, was man hier unter Deutschland versteht. Gartenzwerge und Fachwerk – 70 Prozent der 32.000 Einwohner haben deutsche Vorfahren. Umzüge, Dirndl, Lederhosen – es hat etwas vom bayerischen Oktoberfest und dabei kamen die ersten Siedler aus Norddeutschland, genauer gesagt: aus Pommern. Deutsche Traditionen werden gepflegt – oder das, was man dafür hält: Hacken, Sägen, Trinken – alles um die Wette!
Ronald Kreidel leitet die Wettbewerbe und ist im richtigen Leben Tourguide auf der Fachwerkroute, denn Pomerodes Architektur ist geprägt vom Erbe der deutschen Immigranten. Die „neuen“ Siedler kommen wie Ivan Blumenschein aus São Paulo. Er hat hier die erfolgreichste Schokoladenfabrik Brasiliens aufgebaut: Nugali. Die Nähe zum „Made in Germany“ hilft beim Marketing. Kuchenkönigin Hanna Lore Dahlke lebt am Stadtrand im Urwald. Mehr als 4.000 Streuselkuchen backt sie während der Festtage.
Natürlich nach Großmutters Rezept. Und am Abend heizt der Exil-Schwabe Michael Lochner mit Power Volksmusik den Partygästen ein. Sie alle sprechen Deutsch, denn das ist auch Unterrichtssprache in den Schulen am Ort hier im Süden Brasiliens. Eine echte Wunderwelt, dieses Pommern unter Palmen!

Stralsund: Vortragsabend zur Geschichte der Auswanderung

Stralsund: Vortragsabend zur Geschichte der Auswanderung

Am 6. September 2018 laden die Stiftung Mecklenburg und das U.S. Consulate General Hamburg zu einem Vortragsabend über die Geschichte der Auswanderung aus Pommern und Mecklenburg in den Konferenzsaal des Stralsunder Rathauses.

https://www.focus.de/regional/mecklenburg-vorpommern/stralsund-vortragsabend-zur-geschichte-der-auswanderung_id_9501669.html

Trinity Lutheran Church in Milwaukee-Wisconsin

Am 16. Mai 2018 vernichtete ein Großbrand eines der bedeutendsten historischen Gebäude in der Hauptstadt des US-amerikanischen Bundesstaates Wisconsin (siehe http://fox6now.com/2018/05/16/massive-fire-causes-17m-damage-to-trinity-lutheran-church-in-downtown-milwaukee/ Zugang leider wegen DSGVO gesperrt.)  https://eu.jsonline.com/story/news/2018/05/18/trinity-church-fire-congregation-gather-sunday-matc-worship/622438002/

und https://eu.jsonline.com/story/news/local/milwaukee/2018/05/18/trinity-church-lost-priceless-and-irreplaceable-pipe-organ-fire/623398002/

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